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Frühlingsgeschichte

Das Kräuterjahr beginnt!

Diese Geschichte wurde geschrieben von Petra Höhner

15. Feb. 1209
Dieser Winter war besonders kalt und eisig. Anna schaut in der warmen Küche ihrer Mutter zu, wie sie das Mittagsmahl zubereitet. Ihr Blick ist voller Sorge und Anna weiß, das liegt daran, dass die Vorräte zu Ende gehen. Im kalten Keller sind schon lange keine Kartoffeln, Äpfel und Karotten mehr. Sie haben noch einen Weißkohl und einige wenige Pastinaken. Allerdings isst Anna lieber Karotten als Pastinaken und Weißkohl mag sie nur als Sauerkraut. Annas Blick wandert von ihrer Mutter nach draußen, wenn doch nur bald der Schnee wegginge, damit die ersten Kräuter kommen und wieder etwas Frisches zu Essen da wäre. In Gedanken war sie bei einem Brot mit Butter, das mit Scharbockskraut, Löwenzahnblätter und Huflattichblüten belegt ist. Sie bekam regelrecht Heißhunger. Ihr Bruder hat ihr gesagt: „Wenn wir auch keinen Kohl und Pastinak mehr haben und nur noch die Milch der Ziege, dann werden wir an Skorbut erkranken, wie die Seefahrer, die so lange auf dem Meer waren, dass sie nur noch Speck zu kauen hatten. Die sind an Skorbut erkrankt und ihnen sind die Zähne ausgefallen.“ Diese Vorstellung machte Anna Angst und sie fragte ihre Mutter, wie lange es denn noch dauert bis sie endlich frische Kräuter von draußen zum Essen holen könnten. Die Mutter schaute Anna an und dann nach draußen und ein Lächeln ging über ihre Lippen. Auch Anna schaute raus und sah, dass die Eiszapfen am Dach tropften. Das Tauwetter begann und nun dauert es auch nicht mehr lange, bis der Schnee weggeschmolzen ist und die ersten Kräutlein aus der Erde schauen. Anna strahlte voller Vorfreude ihre Mutter an und alle Ängste waren vergessen.

15. Feb. 2021
Hanna geht mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem Vater spazieren. Es ist ein kühler, sonniger Tag. An einigen Stellen liegt noch etwas Schnee, aber am Bach an dem sie entlang laufen hat die Sonne schon das erste Grün wachsen lassen. Ihr Bruder wirft Steine in den Bach und Hanna schaut ihm zu. Da sieht sie ein leicht glänzendes Blatt, die Oberseite glänzt fast als wenn es fettig wäre. Hanna fragt ihre Mutter was das wohl sei und ihre Mutter zog nur die Achseln hoch und sagte zu ihrer Tochter: „Fass es lieber nicht an, es könnte giftig sein.“
So gingen sie weiter und Hanna sah die ersten Löwenzahnblätter. Sie wollte sie zu einem kleinen Strauß pflücken, aber ihre Mutter sagte: „Lass das lieber, die Milch darin macht Flecken in deine neue Jacke und die weiße Milch ist giftig.“
So gingen sie wieder weiter und am Waldrand sah Hanna schöne gelbe Blumen, die ersten dieses Jahres. Wenigstens diese wollte sie pflücken, aber auch das wollte ihre Mutter nicht, denn sie glaubte es wäre die Blüte des Löwenzahn und die Milch aus diesem Stängel macht auch Flecken.
So war Hanna immer enttäuschter und sagte zum Schluss: „Der Spaziergang ist doof, nichts darf man, alles was hier wächst ist nicht gut für uns Kinder, mir ist langweilig.“

Hätte nun Hanna, Anna kennengelernt, hätte diese ihr sagen können
dass die schönen, ölig wirkenden Blätter zum Scharbockskraut gehören. Dieses ist vor der Blüte ein wichtiger Vitaminspender nach einem langen Winter. Sie hätte Hanna erklärt dass die Blätter des Löwenzahns essbar sind und die ersten gelben Blüten vom Huflattich sind, der erst blüht und dann Blätter bekommt, ganz im Gegensatz zum Löwenzahn.

 

Da Scharbockskraut sollte, wenn es blüht, nicht mehr verzehrt werden (es ist leicht giftig).